Hoffnung auf Rückkehr in die USA

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Nach seinem Abitur an der Marienschule in Limburg startete Maximilian Schultheis, erfolgreicher Ruderer des Weilburger Rudervereins, Anfang diesen Jahres seine zwischenzeitliche Karriere als „student-athlete“ der Temple University in Philadelphia, Pennsylvania. Neben seinem regulären Medizinstudium bedeutetet dies, noch mindestens zwanzig Stunden Training pro Woche im Ruderteam der Universität zu absolvieren. Noch bevor das Sommersemester am 13. Januar startete, ging es eine Woche ins Trainingslager in Miami Beach. Zwischen Yachten, Luxusvillen, Delfinen und Seekühen hieß es, sich in das sechzig Athleten große Team zu integrieren und erste Freundschaften zu schließen. Bei sommerlichen Temperaturen und perfekten Trainingsbedingungen wurden täglich bis zu zwanzig Kilometer vornehmlich im Achter und Vierer zusammen in den Booten gerudert, sich aber auch ausgiebig am Strand und warmen Meer regeneriert. Zurück im kalten North Philadelphia galt es zuerst wieder unzählige Stunden auf den Ruderergometern zu absolvieren. „Unter der Woche war um 6:30 Uhr Trainingsbeginn, damit wir nach knapp zwei Stunden Training auch noch pünktlich in unser normales Studentenleben durchstarten konnten“, so der Zwei-Meter-Mann aus Elsoff. „Nach dem Training und einem ausgiebigen Frühstück mussten wir nämlich auch noch unser Studium bewältigen“.  Zwischen den Vorlesungen hat man sich in der Regel in kleineren Gruppen zu einem schnellen „Lunch“ in den üppig ausgestatteten Umkleiden, die mehr einem Wohnzimmer ähnelte eingefunden. Nachdem alle Lehrveranstaltungen absolviert waren, ging es mit der zweiten Einheit des Tages weiter. Diese bestand an drei Tagen aus einem funktionellen Gewichtstraining, geleitet von speziell ausgebildeten Krafttrainern. An den übrigen Tagen stand entweder eine weitere Einheit auf dem Ergometer oder auch im Ruderbecken auf dem Plan. Samstags wurde üblicherweise eine Variation von Rennsimulationen gefahren, die auch maßgeblichen Einfluss auf die Selektion für den „Varsity Eight“, also den ersten Achter, hatte. Diese Selektion ging im zweiten Trainingslager des Jahres in Clemson, South Carolina, dann in die finale Phase. In unzähligen Belastungen wurden diverse Bootskombinationen getestet und erhobene Messdaten verglichen. „Ich war sehr glücklich darüber, dass es mir gelang, innerhalb dieser 3-monatigen Selektion meinen Rollsitz im 1. Achter zu sichern.“ Kurz nach diesem letzten Vorbereitungsblock sollte das erste Rennen vorbereitet werden, dann aber die Schreckensnachricht. Zuerst die Information, dass die Temple University auf Grund des Corona-Virus ihre gesamten Lehrveranstaltungen vorerst ausschließlich online fortführen würde. Studenten, denen dies möglich war, wurden gebeten, den Campus schnellstmöglich zu verlassen. Zwei Tage später kam auch der gesamte Collegesport in den USA zum Erliegen. „Mit dieser herben Enttäuschung im Gepäck erwischte ich noch einen der letzten Flüge zurück nach Deutschland. Hier angekommen musste ich mich natürlich erst einmal in häusliche Quarantäne begeben.“ Diese und auch die folgende Zeit nutzte Schultheis, das 1. Semester seines Studiums online mit Bestnote abzuschließen, was angesichts der Zeitverschiebung eine Menge Selbstdisziplin abverlangte. Trotz all der Hindernisse steht er weiterhin in regelmäßigem Kontakt mit seinem amerikanischen Headcoach, der es versteht, das gesamte Team in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen, zusammenzuhalten und schon für die nächste Saison einzuheizen. In den letzten Wochen also wieder Ergometer- und Krafttraining zuhause im Westerwald, sowie stundenlanges Rennrad fahren. Seit Neuestem darf er auch wieder im Einer auf die Lahn. Ob es noch möglich sein wird, an den deutschen Herbstregatten im September teilzunehmen wird sich zeigen, denn sofern die Lage es zulässt und der amerikanische Collegesport erneut aufgenommen werden darf, wird Schultheis wieder den Flieger nach Philadelphia nehmen.

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